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Home » Weitere Lehrpläne » Archäologie 11/12 - Fachprofil

Archäologie

Selbstverständnis des Faches

Die Schüler begegnen mit dem Fach Archäologie einer Wissenschaft, die ihnen in Ansätzen bereits von anderen Fächern (z. B. Latein, Griechisch, Geschichte, Kunst) her vertraut ist. Durch die Beschäftigung mit Archäologie als Profilfach erschließen sie sich nun systematisch die wichtigsten Aspekte dieser Wissenschaft.

Die wissenschaftliche Archäologie erforscht die Geschichte des Menschen von Stellenwert der Archäologie den Anfängen des homo sapiens bis in unsere Gegenwart. Sie gehört als eigenständiges Fach zu den historischen Wissenschaften, unterscheidet sich aber mit ihrer Quellenbasis und daraus fol­gend methodisch von den Nachbardisziplinen: Die Archäologie befasst sich mit materiellen Dokumenten menschlichen Wirkens in Raum und Zeit als dinglichen Quellen. Dagegen stehen in der Geschichte im engeren Sinne, der philologischen Geschichtsschreibung, die schriftlichen Quellen weitgehend im Vordergrund; die Ethnologie erforscht vorrangig heutige Kulturen. Die Geschichte des Menschen ist – chronologisch gesehen – fast ausschließlich in dinglichen Quellen überliefert, in Boden-, Bau- und Siedlungsdenkmälern. Je weniger schriftliche Dokumente verfügbar sind, desto wichtiger und exklusiver sind die Forschungsergebnisse der Archäologie.

Aber auch für die Erforschung von Epochen mit Schriftkultur bleibt die Verhältnis zum Fach GeschichteArchäologie unverzichtbar, denn sie kann die philologische Geschichtsforschung essenziell ergänzen, bestätigen oder korrigieren. Die Gewichtung von dinglichen gegenüber schriftlichen Quellen ist derzeit einem Paradigmenwechsel ausgesetzt: Materielle Dokumente erscheinen als unumstößliche Fakten, die zwar nicht ‚sprechen’, aber auch nicht ‚lügen’ können.

Die Grabungs-Archäologie hat ihre geschichtlichen und methodischen Wurzeln Archäologie als moderne Wissenschaftim Bergen, Sammeln und Ausstellen sowie im Typisieren von Kunstwerken. Impulse dieses vorrangig musealen und ästhetischen Interesses setzten die Renaissance und der Klassizismus (Johann Joachim Winckelmann). Als moderne Wissenschaft hat die Archäologie ihr Spektrum erweitert und ihr Instrumentarium verfeinert. Ihre Ziele und Aufgaben reichen von der Prospektion über Bergung, Restaurierung, Dokumentation und Interpretation bis zur Präsentation von Funden und Befunden. Dabei bedient sich der Archäologe naturwissenschaftlicher Methoden und der Technik, um möglichst viele wissenschaftliche Informationen zu gewinnen und zu bewahren.

Das Interesse archäologischer Forschung ist umfassend kultur-, wirtschafts- Interdisziplinäre Forschung und sozialgeschichtlich orientiert. Archäologie ist die Anwendung aller verfügbaren Wissenschaften für die Erforschung der Geschichte. Sie bedient sich der fächerübergreifenden Zuarbeit von Wissenschaftlern und Technikern: Das Spektrum umfasst unter vielem anderen die Philologien, die Naturwissenschaften, Statistik und Informatik, Anthropologie, Medizin und Forensik, Geographie, Geologie und Geodäsie, physikalische Materialuntersuchungen und (etwa in der experimentellen Archäologie) handwerkliche Arbeiten. Diese Vielfalt an geistes-, sozial- und naturwissenschaftlichen Zugriffen auf die dinglichen Quellen macht die Archäologie zur universellen historischen Kultur­anthropologie.

In der Geschichte der Archäologie als wissenschaftlicher Disziplin hat sich ein Entwicklung der Archäologie breites Spektrum an Methoden und Ansätzen herausgebildet: Die Archäologie erfährt nach einer langen Phase, in der die Klassische und dahinter rangierend die „vorgeschichtliche“ Archäologie dominierten, seit einigen Jahrzehnten vielfältige Erweiterungen in Spezialdisziplinen mit unterschiedlichsten inhaltlichen oder methodischen Schwerpunkten: Schon im 19. Jahrhundert etablierte sich die (zunächst preußische) Provinzialrömische Archäologie, später dann die Christliche Archäologie, in jüngerer Zeit kommen Luftbildarchäologie, Stadtarchäologie, Industrie- und Umweltarchäologie hinzu sowie die Unterwasserarchäologie, die experimentelle und die prozessuale Archäologie.

Zu den kulturstaatlichen Aufgaben der Archäologie gehören auch Denkmalschutz und DenkmalpflegeDenkmalschutz und Denkmalpflege. Der Archäologe als Wissenschaftler und als Denkmalpfleger befindet sich in einem Dilemma: Einerseits bedingt archäologische Forschung (vor allem die Grabung, aber auch die Restaurierung) die Zerstörung originaler Fundzusammenhänge; diese unwieder­bringlichen Verluste können einmalige Funde und akribische Dokumentationen nur teilweise ersetzen. Andererseits entstehen neue Erkenntnisse und wissenschaftlicher Fortschritt nicht ohne immer weitere archäologische Forschungen, und dahin gehen nicht nur die Intention des Wissenschaftlers, sondern auch das öffentliche Interesse der Menschen, deren Geschichte zeitgemäß geschrieben und dokumentiert werden soll.

Beiträge des Faches zur gymnasialen Bildung und Persönlichkeitsentwicklung

Archäologie ist ein historisches Fach und erfüllt daher am Gymnasium die Aufgaben des Fachs am Gymnasiumgleichen Aufgaben und Zwecke wie das Fach Geschichte: Allgemeinbildung, Geschichtsbewusstsein, lebensweltliche Orientierung, Handlungs- und Entscheidungskompetenz und politisch-gesellschaftliche Toleranz sind auch hier die wesentlichen didaktisch-pädagogischen Kategorien (vgl. auch Fachprofil Geschichte). Dazu kommt die Begegnung mit herausragenden Kunstwerken, anhand derer die Schüler ihre ästhetische Bildung vertiefen.

Die Jugendlichen erschließen sich im Fach Archäologie eine zeitlich tiefe Bewusstsein für historische Epochen ohne Schrift Dimension der Geschichte, deren Ereignisse, Strukturen und Entwicklungen eben nicht ausschließlich oder weitgehend an die Schrift gebunden sind. Der Zeitrahmen von vielen Jahrtausenden unterschiedlichster Kulturen erweitert und differenziert das Verständnis und die Wertschätzung des Anderen, des Fremden, insgesamt der Vielfalt historischer conditio humana.

Das Fach Archäologie ermöglicht in hohem Maße die Veranschaulichung von Veranschaulichung der GeschichteGeschichte. In der Begegnung und in der Auseinandersetzung mit dinglichen Dokumenten von Menschen vergangener Epochen, zudem oft aus ihrem alltäglichen Leben, wird ihre und unsere Geschichte praktisch und unmittelbar greifbar. Der Bezug zu Gegenwart und Lebenswelt der Schüler ist entsprechend sehr konkret und anschaulich. Dabei ist besonders der regionalgeschichtliche Bezug hervorzuheben, sodass die Archäologie als zeitlich weit zurückreichende Heimatgeschichte erlebbar wird und entsprechende Prozesse der Identifikation fördert.

Die Bedeutung von Denkmalschutz und Denkmalpflege und deren Konflikte mit Aufgeschlossenheit für Denkmalschutz und Denkmalpflege anderen Interessen (Wissenschaft, Wirtschaft, Tourismus, privater Eigennutz) werden bewusst gemacht. Die Auseinandersetzung mit diesen Problemen, möglichst am Denkmal vor Ort, weckt die Aufgeschlossenheit für das kulturstaatliche Anliegen, das auf eine breite und verständige Vertretung in Staat und Gesellschaft angewiesen ist.

Zusammenarbeit mit anderen Fächern

Das fächerübergreifende Arbeiten und die Kombination geistes-, sozial- und Fächerübergreifendes Denken und Arbeitennaturwissenschaftlicher Methoden in der Archäologie ist in den Unterricht übertragbar. Die Schüler erkennen, dass sie ihre Kompetenzen aus einer langen Reihe anderer und sehr unterschiedlicher Fächer mit Nutzen und Gewinn einbringen und anwenden können, um archäologische Forschung noch besser zu verstehen. Sie üben damit eine pluralistisch orientierte Methodenkompetenz ein und erkennen, wie wichtig und ertragreich fachübergreifendes Denken und Arbeiten in der modernen Forschung ist.

Beispiele für fächerübergreifende Zusammenarbeit in der Schule sind:

  • Religionslehre, Ethik: Werteorientierung, religiöse Vorstellungen und Kulte
  • Latein, Griechisch: Epigraphik, Papyrologie; ergänzende Lektüre literarischer Quellen
  • Mathematik, Informatik: Statistiken, prozessuale Archäologie, EDV mit bildgebenden Verfahren und 3-D-Laserscans
  • Physik: elektromagnetische Prospektion, Röntgenstrukturanalyse, Thermolumineszenz
  • Biologie: Dendrochronologie, Pollenanalyse, Skelettuntersuchungen, historische Ökologie, DNS-Analysen
  • Chemie: Datierungsmethoden mit radioaktiven Verbindungen (14C-Analyse), Stoffanalysen
  • Geschichte: Arbeit mit schriftlichen Quellen als Ergänzung zu archäologischen Befunden; Fortführung von Entwicklungslinien bis in die Gegenwart
  • Sozialkunde: Verständnis für gesellschaftliche Strukturen
  • Geographie, Geologie: Bodenkunde, historische Umwelt und Klimaforschung
  • Kunst, Musik: Traditionslinien und historische Techniken, fremde Ästhetiken

Ziele und Inhalte des Faches am Gymnasium

Die Schüler befassen sich mit wichtigen Epochen der Menschheitsgeschichte Vertrautheit mit Inhalten und Methoden der Archäologievon den Anfängen des homo sapiens bis in die Neuzeit. Die Methoden und Erkenntnisse der wissenschaftlichen Archäologie werden erklärt und diskutiert. Anhand von exemplarisch bereitgestelltem Quellenmaterial (Bilder von Funden, Befundberichte, ggf. Originalfunde) lernen die Schüler analytische und interpretierende Arbeitstechniken kennen und können fachspezifische Methoden im Ansatz anwenden. Dabei wachsen Aufgeschlossenheit und Verständnis für die historischen Inhalte mit ihren pädagogischen und gesellschaftlich-politischen Verflechtungen.

Der landesgeschichtliche und der regionalgeschichtliche Bezug sollen wo immer möglich und sinnvoll herausgestellt werden. Die Schüler erleben somit Archäologie auch als Heimatkunde.

Das Fach AExkursionen und Grabungsbesucherchäologie lebt von der Praxis, konkret von Exkursionen und Grabungsbesuchen. Der Unterricht im Klassenzimmer bereitet die Schüler darauf vor, sodass sie fachlich informiert und sensibilisiert in die Praxis gehen können. Bei Museumsbesuchen konkretisieren und vertiefen die Schüler im Unterricht erarbeitetes Wissen und reflektieren beobachtend und urteilend die Präsentation archäologischer Funde und Befunde im öffentlichen Raum. Kontakte mit den staatlichen und kommunalen Behörden der Denkmalpflege unterschiedlicher Ebenen informieren über die fachliche und gesellschaftliche Bedeutung der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes, auch mit ihren Problemen vor Ort. Höhepunkt des Profilfaches Archäologie kann die beobachtende oder – wenn möglich –  aktive Teilnahme an einer wissenschaftlichen Lehrgrabung sein.

Folgende Exkursionen sind z. B. möglich:

  • eine archäologische Studienfahrt
  • Führung durch die Archäologische Staatssammlung in München
  • Führung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München
  • Führungen durch überregional bedeutende Museen, z. B. Glyptothek, Antikensammlungen, Sammlung ägyptischer Kunst und Abgussmuseum in München, Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg
  • Führungen durch kleinere Spezialmuseen vor Ort
  • Durchführung eines Surveys oder einer Baustellenbeobachtung vor Ort in Zusammenarbeit mit der örtlichen Kreis- oder Stadtheimatpflege oder mit Heimat- oder Geschichtsvereinen
  • beobachtende Teilnahme an einer wissenschaftlichen Grabung in der Region
  • aktive Teilnahme an einer wissenschaftlichen Lehrgrabung

Vor- und Nachbereitung von Exkursionen und Grabungsbesuchen haben zudem den Charakter von Projektarbeit.

Projektarbeit

 Zur Arbeit des Archäologen gehört immer auch die Präsentation der Forschungsergebnisse.

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