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11/12 Ethik (2)

In den Jahrgangsstufen 11 und 12 werden Fragen der Orientierung des Menschen unter dem Aspekt des verantwortlichen Handelns und Entscheidens erörtert. Die Schüler erhalten einen Überblick über Grundpositionen philosophi­scher Ethik und er­fahren hierbei die Ab­hängigkeit der Denker­geb­nisse von in­haltlichen und metho­dischen Vorausset­zun­gen. Der gei­stesge­schicht­liche Be­zug der angebotenen Themen er­öffnet ihnen einen Zu­gang zum moralischen Erbe unserer Kultur von der Anti­ke bis zur Gegenwart. Durch die Lektüre ausgewählter Tex­te gewin­nen sie einen Ein­blick in verschiedene Argumenta­ti­ons­weisen und schulen im Nach­vollzug der philosophischen Ge­dankenfüh­rung ihr eigenes Denk­vermögen. Sie er­fahren, wie ethi­sche Funda­mentalpro­bleme (z. B. Freiheit, Gerechtigkeit, das gute Leben) im Lauf der Geschichte immer wie­derkehren, aber unter verän­derten Bedin­gungen und unter Einbezie­hung neuer Erkenntnisse unterschiedlich be­antwortet werden.

Fragen der angewandten Ethik lenken schließlich die Aufmerk­samkeit der Schü­ler auf die Verantwortung des Einzelnen und der Gemein­schaft verschiedenen ethischen Pro­blemen gegenüber und hel­fen ihnen, nach geeigneten Lösungsmög­lichkeiten zu su­chen.

In den Seminaren erhalten die Schüler Gelegenheit zu wissenschaftspropädeutischer Arbeit im Zusammenhang mit ethischen Fragestellungen sowie Unterstützung bei ihrer beruflichen Orientierung.

Jahrgangsstufe 11

Eth 11.1 Theorie und Praxis des Handelns

Im ersten Ausbildungsabschnitt im Fach Ethik beschäftigen sich die Schüler überwiegend mit Themen aus der phi­losophi­schen Ethik. Dabei erhalten sie einen Ein­blick in das Wesen und den kom­ple­xen Charakter sittlicher Ent­scheidungen. In systematischer wie historischer Sicht werden zen­trale Pro­blemstel­lun­gen aufgegriffen und vertieft. Durch die Behandlung aktueller Themen der angewandten Ethik sollen die Schüler zur Teilnahme an der ethischen Diskussion befähigt werden.

Eth 11.1.1 Einführung in die Grundlagen der Ethik

Die Schüler setzen sich mit grundlegenden Begriffen auseinander, die zum Führen und Verstehen des ethischen Diskurses erforderlich sind.

  • Grundbegriffe: Handlung, Moral, Ethik, Werte (Wertekonflikte, Wertewandel), Normen
  • Grundformen ethischen Diskurses: deskriptiv, normativ, metaethisch; naturalistischer Fehlschluss

Eth 11.1.2 Grundpositionen philosophischer Ethik

Die Schüler beschäftigen sich mit ethischen Grundpositionen von der Antike bis zur Gegenwart. Dabei sollen sie ein Verständnis für philosophische Fragestellungen entwickeln im Zusammenhang mit der Einsicht in die Notwendigkeit einer ethischen Orientierung für ein gelingendes Leben. Die Schüler vertiefen dabei ihre Fähigkeiten zur Auseinandersetzung mit verschiedenen ethischen Systemen. Durch die Kenntnis unterschiedlicher ethischer Traditionen lernen sie, Probleme differenziert wahrzunehmen und begründet zu beurteilen.

  • philosophisch-ethischer Diskurs bei Platon (z. B. im Gorgias oder in der Politeia)
  • Tugendethik und Mesoteslehre bei Aristoteles (Nikomachische Ethik, Buch II-IV, VI)
  • deontologische Ethik (Pflichtethik) bei I. Kant: kategorischer Imperativ und hypothetische Imperative, der moralische Wert von Handlungen, Tugendpflichten

  • Utilitarismus als Beispiel teleologischer Ethik: Grundgedanken des Utilitarismus, Handlungs- und Regelutilitarismus

  • Diskursethik (J. Habermas)

Eth 11.1.3 Angewandte Ethik

Angeregt durch die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Verantwortung bei H. Jonas behandeln die Schüler ein aktuelles ethisches Problem mit dem Ziel, Lösungsansätze zu finden. An diesem Beispiel erproben die Schüler die verschiedenen ethischen Argumentationsformen.

  • Begriff und Struktur der Verantwortung bei H. Jonas
  • ein aktueller Fall aus der angewandten Ethik (z. B. Umweltethik, Bioethik, Medizinethik, Wirtschaftsethik)
  • Stellungnahmen durch gesellschaftliche Institutionen (Gremien, z. B. Ethikbeirat; Kirchen)
  • Entwicklung eigener Lösungsvorstellungen

 

Eth 11.2 Freiheit und Determination

Der zweite Ausbildungsabschnitt behandelt aus der Sicht verschie­dener wissenschaft­licher Diszipli­nen das Thema Freiheit und Determination. Auf der Basis von Aussagen der Psychologie und Soziologie gehen die Schüler der Frage nach den Freiheitschancen des menschlichen Wollens nach. Die Schüler lernen die im Menschen unbewusst wirkenden Kräf­te anhand ausge­wählter Themen aus der Psychologie kennen. Auch Ergebnisse der Neurobiologie und der modernen Physik werden in diesem Zusammenhang herangezogen. Schließlich untersuchen die Schüler das Pro­blem der Willensfreiheit im Rahmen der philosophi­schen Ethik. Hierbei erfolgt einerseits ein Rückgriff auf die im ersten Ausbil­dungsabschnitt behan­delten Philosophen, andererseits beschäftigen sich die Schüler mit neuen philosophisch-ethischen Ansätzen.

Eth 11.2.1 Psychologie und Soziologie

Die Schüler lernen ethisch relevante Erkenntnisse der Psychologie und Soziologie zur Determiniertheit und Freiheit des menschlichen Verhaltens kennen. Anhand von grundlegenden Aussagen der Soziologie und der Sozialpsychologie denken die Schüler über Abhängigkeiten und Freiheitschancen des Menschen in der Gesellschaft nach. Sie erkennen in diesem Zusammenhang, welche Gegebenheiten menschliches Handeln beeinflussen, und setzen sich dabei mit verschiedenen Ansätzen der Sozialisationsforschung auseinander.

  • ­S. Freud (psychischer Apparat, das Unbewusste)
  • ­Sozialpsychologie: Konformität (Acceptance, Compliance) und Autorität
  • Sozialisation, Status, Rolle, Gruppen- und Schichtenzugehörigkeit als Bestimmungsgrößen für menschliches Verhalten

Eth 11.2.2 Naturwissenschaften: Biologie und Physik

Die Schüler machen sich mit Aussagen der Neurobiologie zur Frage von Freiheit und Determination vertraut. Sie diskutieren, inwieweit sich daraus Folgen für Normen und die moralische Bewertung menschlichen Handelns ergeben. Die Schüler lernen einige wichtige Gedanken der modernen Physik kennen, durch die das mechanistische Weltbild in Frage gestellt wird.

  • Neurobiologie und die Steuerung des Verhaltens: das grundlegende Experiment von B. Libet; Aussagen der neueren Forschung (z. B. G. Roth); philosophische Kritik der Aussagen der Neurobiologie: die Geist-Gehirn-Problematik

  • Überwindung des mechanistischen Weltbilds durch naturwissenschaftliche Theorien des 20. Jahrhunderts: z. B. M. Planck (Unterscheidung zwischen objektiv-wissenschaftlicher und subjektiv-persönlicher Betrachtungsweise), W. Heisenberg (Unschärferelation), Chaostheorie (deterministisches Chaos)

Eth 11.2.3 Philosophie

In der Auseinandersetzung mit den Positionen von Philosophen aus verschiedenen geistesgeschichtlichen Epochen erkennen die Schüler, dass es sehr unterschiedliche philosophische Ansätze für die Behandlung der Frage nach der menschlichen Freiheit gibt, die entsprechend zu unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Antworten führen.

  • ­Aristoteles: freiwilliges und unfreiwilliges Handeln
  • ­D. Hume: der kausalbestimmte Wille
  • ­I. Kant: Freiheit als Autonomie des Willens; Freiheit und moralisches Gesetz
  • ­J.-P. Sartre: der Mensch als ein prinzipiell freies Wesen
  • ­ein neuerer philosophischer Ansatz (z. B. Epistemischer Indeterminismus, P. Bieri)

 


 

Jahrgangsstufe 12

Eth 12.1 Recht und Gerechtigkeit

Die Schüler erweitern in der Beschäftigung mit wesentlichen Grundpositionen aus dem Bereich von Recht und Gerechtigkeit ihr Urteilsvermögen für soziale Handlungsweisen. Dabei lernen sie sowohl philosophische Aussagen als auch überlieferte und geltende Rechtsgrundsätze kennen. Zu diesen gehört auch die Achtung vor der Würde des Menschen. Sie überdenken dabei die wechselseitigen Einflüsse von Ethik und Recht und lernen Strafrechtstheorien sowie Bedingungen für gerechte Gestaltungsmöglichkeiten menschlichen Zusammenlebens durch den Staat kennen.

Eth 12.1.1 Grundpositionen

Die Schüler befassen sich mit grundlegenden philosophischen Positionen zu Sittlichkeit und Recht und erkennen, welche Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben in der Gemeinschaft auf der Basis sittlicher und rechtlicher Nomen notwendig sind. Dabei entdecken sie in der Auseinandersetzung mit grundlegenden Positionen des Aristoteles, welche Bedeutung die Tugend der Gerechtigkeit für ihr eigenes Leben hat. Sie beschäftigen sich schließlich mit neueren Auffassungen von Gerechtigkeit, wie sie vor allem in angelsächsischen Positionen entwickelt wurden.

  • ­Naturrecht und Rechtspositivismus (Geschichte, Leistung, Problematik)
  • ­Gerechtigkeit als Tugend  kommutative und distributive Gerechtigkeit bei Aristoteles
  • soziale Gerechtigkeit: Gerechtigkeit als Fairness (J. Rawls); Weiterführung durch kommunitaristische Positionen (z. B. A. Etzioni, M. Walzer)

Eth 12.1.2 Schuld und Strafe

Die Schüler setzen sich mit dem Phänomen der Schuld auseinander und reflektieren Sinn und Zweck von Strafe. Hierbei beschäftigen sie sich mit Strafrechtstheorien, wie sie vor allem seit dem 19. Jahrhundert entwickelt wurden. Dabei diskutieren sie auch die Kriterien für einen gerechten und humanen Strafvollzug.

  • ­Schuldbegriffe: religiös, sittlich, rechtlich
  • ­Strafzwecke: Formen der Prävention; Vergeltung und Sühne; Wiedergutmachung; Resozialisierung
  • ­Strafrechtstheorien: Tat- und Täterstrafrecht; Mischformen im geltenden Recht
  • ­Zielsetzungen des modernen Strafvollzugs

Eth 12.1.3 Politische Ethik

Die Schüler als junge Staatsbürger reflektieren die moralische Tragweite politischen Handelns und beziehen verantwortlich Position. Die Frage nach der universalen Geltung der Menschenrechte ist Teil der politisch-ethischen Diskussion unserer Zeit. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Begriff der Menschenwürde zu. Die Schüler entdecken dabei den philosophisch-theologischen Ursprung dieses Begriffs. Sie verfolgen die Entwicklung des Konzepts von Menschenrechten und seine konkreten Ausprägungen im Rahmen der politischen Diskussion der Neuzeit.

  • ­Ethik der Bürgerschaft (Verhältnis von Staat und Bürger)
  • ­Probleme und Perspektiven einer gerechten globalen Friedensordnung (z. B. Krieg, Völkerrecht, Migration)
  • Menschenrechte: Entstehung, Problem der universalen Geltung
  • Be­griff der Menschenwürde (I. Kant; Art. 1 GG; z. B. Pico della Mirandola: De dignitate hominis)

Eth 12.2 Sinnorientierung und Lebensgestaltung

In diesem Ausbildungsabschnitt reflektieren die Schüler die Notwendigkeit einer verantwortlichen Sinnorientierung und Lebensgestaltung. Dabei begreifen sie Glück und Liebe als Basis menschlichen Selbst- und Beziehungsverständnisses. In Auseinandersetzung mit philosophischen Ansätzen und Aussagen der empirischen Forschung lernen sie, dass Selbstverwirklichung nicht durch egoistisches Eigeninteresse, sondern nur in der menschlichen Solidarität und Gemeinschaft möglich ist, und erkennen, dass gelingender Kommunikation dabei eine zentrale Rolle zukommt. Darüber hinaus überprüfen die Schüler philosophische Positionen auf ihre Tragfähigkeit für persönliche Lebensentscheidungen.

Eth 12.2.1 Glücksvorstellungen

Auf der Basis eigener Erfahrungen und Beobachtungen setzen sich die Schüler mit wesentlichen philosophischen Glücksvorstellungen aus der Antike und Ergebnissen der neueren empirischen Glücksforschung auseinander. Sie vergleichen, welche Rolle die Be­griffe Glück und Lust (hedone) in den Konzepten des Aristoteles, des Epikur und der Stoiker spielen.

  • ­Aussagen der empirischen Glücksforschung (z. B. E. Diener, Martin E. P. Seligman)
  • ­Aristoteles: Glück und menschliches Tätigsein; Bedeutung gesellschaftlichen Engagements
  • ­Epikur: Glück und innerer Friede
  • ­Stoa: Tugend und glückseliges Leben

Eth 12.2.2 Personale Sinnentscheidungen und Sinnfindung im Spannungsfeld von Ich und Anderen

Voraussetzung für personale Sinnentscheidungen ist die Fähigkeit zu bewusstem und aktivem Erleben. Dabei sind auch die anderen Menschen mit ihren Zielen und Handlungsspielräumen zu berücksichtigen. Den Schülern wird deutlich, dass sich der Wunsch nach einem glücklichen Leben im Spannungsfeld von Ich und Anderen nur dann realisieren lassen wird, wenn Menschen in der Lage sind, auf konstruktive Weise miteinander zu kommunizieren.

  • ­Sinnsetzung als aktiver Prozess (V. E. Frankl)
  • Ich und der Andere: Bedeutung gelingender Kommunikation (z. B. F. Schulz v. Thun, E. Berne, T. A. Harris, D. Tannen); der Begriff des Anderen in der Philosophie (E. Levinas)

  • Philosophie der Freundschaft (Aristoteles; z. B. M. de Montaigne); Rezeption durch zeitgenössische Autoren (z. B. J. Derrida)

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